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Interview mit Rad-Chefdesigner: “Jedes neue Rad ist am Anfang ein weißes Blatt”

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2012 hat Audi rund 30 verschiedene Räder für Serienfahrzeuge entwickelt, 2014 werden es wohl 40 sein. Aerodynamik und Leichtbau geben dabei den Ton an. Chefdesigner Andreas Valencia Pollex erklärt, worauf es beim Design ankommt und worauf sich Felgenfans in Zukunft freuen dürfen.

Rad-Chefdesigner Andreas Valencia Pollex

Andreas Valencia Pollex, Rad-Chefdesigner von Audi

Sie fahren jedes Jahr auf die größte Tuningmesse der Welt, die SEMA in Las Vegas. Was gibt es Neues aus der Welt der Räder?
Es dominieren extrem laute, spektakuläre Themen. Etwa Felgen in bunten Farben oder mit Lederbezügen und Holzeinlagen. Außerdem werden die Räder immer größer. Das ist ein Trend, der sich über Jahrzehnte entwickelt hat: In den 80er-Jahren hatte ein sportliches Rad noch 16 Zoll, mittlerweile sind wir bei 20 Zoll und mehr. In Las Vegas habe ich aber auch extreme Exemplare mit bis zu 30 Zoll Durchmesser gesehen! Mit sportlicher Eleganz hat das alles nichts mehr zu tun.

Was bringt Ihnen als Audi- Designer dann der Besuch einer solchen Messe?
Das ist mit einer Modenschau vergleichbar, auf der Haute Couture gezeigt wird. So etwas trägt man nicht auf der Straße, aber es inspiriert trotzdem. Ich hole mir dort Anregungen für neue Formen, Konstruktionsansätze und sogar Oberflächen.

Grundsätzlich bleibt das Rad aber rund, oder?
Ja, der Skizzenrahmen ist immer rund. Das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Gibt es für das Design von Audi-Felgen spezielle Vorgaben?
Nein. Jedes neue Rad ist am Anfang ein weißes Blatt. Ich orientiere mich natürlich an unserer Design-Sprache, die stetig klar und logisch ist. Barock anmutende oder extrem schmuckhafte Felgen wird es bei uns nicht geben. Spezielle Formen sind jedoch nicht vorgegeben.

Rad-Chefdesigner Andreas Valencia Pollex

Schwarz auf Weiß – die Zeichnung einer Audi-Felge

Aber Sie müssen sich bestimmt an gewisse Grundregeln halten?
Im Autodesign geht es immer um den Dreiklang Proportion, Fläche, Stand. Bei Letzterem greift das Raddesign ein

Was bedeutet das?
Wie steht ein Auto auf der Straße? Welche Dimensionen und welches Design sind für welches Auto angemessen? Ein großes Auto wie der Q7 etwa sieht mit sehr filigranen Speichen zu fragil aus. Genauso wenig passen zu einem S-Modell zu elegante Felgen. Deshalb wird bei Audi für jedes Auto auch ein spezielles Rädersortiment designt. Vom ersten Strich am Designer-Tisch bis zur Serienproduktion dauert es im Schnitt zwei Jahre.

Das Rad an sich ist schon über 4.000 Jahre alt – gibt es überhaupt neue Herausforderungen im Raddesign?
Absolut. Für jedes Rad gibt es zum Beispiel – Stichwort Leichtbau – eine Gewichtsobergrenze. Außerdem muss ich mich an Vorgaben für den CO2-Ausstoß und für die Aerodynamik halten. Es ist immer eine Gratwanderung, denn als sicherheitsrelevantes Bauteil darf das Rad auch nicht zu leicht werden. Schließlich überträgt es sämtliche Kräfte auf die Straße. Das engt die „Spielwiese“ natürlich ein.

Rad-Chefdesigner Andreas Valencia Pollex

Jede Rad ist am Anfang ein weißes Blatt.

Wie wichtig ist ein attraktives Rädersortiment für einen Autohersteller wie Audi?
Auf das Thema wird zurzeit viel Augenmerk gelegt. Denn immer mehr Kunden verzichten zum Beispiel zugunsten eines sportlicheren Designs auf den Komfort größerer Reifen. Für mich ist das natürlich toll.

Audi zeigt auf wichtigen Messen oft Showcars. Was ist das Besondere an Showcar-Rädern?
Das läuft abgekoppelt vom Serienprozess. Die Ideen werden in einem Zug zusammen mit dem Wagen gestaltet. Die Form spielt hier die erste Hauptrolle. Dennoch sind die Räder von Audi-Showcars nicht nur Hirngespinste. Oft finden sich die Ideen, die ursprünglich von Showcars stammen, später in der Serie wieder.

Und welche Felge ist Ihnen persönlich die liebste?
Immer die nächste!

 


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