
Auffahrt auf einen der verkehrsreichsten Highways in Shanghai. Schneckenförmig windet sich die Zubringerstraße in der drückenden Schwüle aufwärts. Oben angelangt, reiht sich der weiße Audi A7 Sportback piloted driving gerade in die hupende Masse der Autos ein, als im Cockpit in weißer Schrift die Anzeige „Piloted Driving available“ aufleuchtet. Thomas Müller, Leiter Fahrerassistenzsysteme der AUDI AG, drückt auf einen Knopf, nimmt die Hände vom Lenkrad und macht es sich auf seinem Sitz bequem. Vollkommen entspannt lässt er sich nun von seinem Wagen durch den Verkehr fahren – mit dem Audi Staupilot.
Audi hat schon mehrfach bewiesen, dass das Unternehmen in punkto pilotiertem Fahren auf der Überholspur unterwegs ist: Autonom fahrende Audi zeichneten die vier Markenringe auf Salzseen in den USA, bezwangen Bergrennstrecken, umrundeten den Hockenheimring im Renntempo, legten die Langstrecke zwischen dem Silicon Valley und Las Vegas zurück und fuhren im regulären Autobahnverkehr der Autobahn A9 nahe Ingolstadt. Ein neuer Härtetest läuft nun im Verkehrsalltag der chinesischen Megacity Shanghai. Anlässlich der ersten Consumer Electronics Show in Fernost, der CES Asia, bändigen die beiden Technikträger „Lu Ban“ und „Kong Ming“ den Verkehr auf dem Stadthighway – per Staupilot. Benannt sind die beiden Fahrzeuge nach berühmten chinesischen Erfindern und stehen damit für den Pioniergeist der Marke mit den Vier Ringen.
Die beiden „chinesischen“ Technikträger sind mittlerweile auf der Autobahnbrücke, die bei gutem Wetter einen fantastischen Blick über die Stadt und ihre unzähligen Hochhäuser frei gibt. Dank des Staupiloten kann nun auch der Fahrer solche Momente genießen und sich dem Blick auf seine Umgebung widmen. Im Geschwindigkeitsbereich von null bis 60 km/h folgt das Fahrzeug auf Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen dem vorausfahrenden Verkehr, hält den Abstand, und bremst oder beschleunigt vollkommen selbstständig. Den aktuellen Systemstatus und die Fahrzeugumgebung zeigt ihm das Cockpit an: Sind die Tachoskalen grün umrandet, hat der Staupilot alles im Griff und chauffiert den Fahrer sicher über den Highway.
Der Staupilot markiert den ersten Schritt zum pilotierten Fahren. Zahlreiche im Fahrzeug verbaute Ultraschallsensoren, Laserscanner, Kameras, Radarsensoren und die Daten des Navigationssystems liefern die nötigen Informationen, anhand derer das System die Verkehrssituation und die Straßenführung erkennt, auswertet und die nötigen Aktivitäten einleitet. Zunächst wird der Staupilot in den USA, Deutschland und Europa auf den Markt kommen. „Die Fahrten in Shanghai bieten uns die Möglichkeit, das System unter erschwerten Bedingungen zu testen und speziell für die Verkehrsverhältnisse des asiatischen Markts weiterzuentwickeln“, sagt Thomas Müller. Die Herausforderungen sind offensichtlich: mehrspurige Highways, Überholmanöver von allen Seiten. Ein Bus von rechts, ein Auto von links – schnell noch in knappe Lücken vor dem A7 eingefädelt – extreme Situationen, die einen menschlichen Fahrer schnell an seine Grenzen bringen, sind auch für das elektronische System noch eine Herausforderung. Ab und an müssen die geübten Testfahrer eingreifen. „Genau deshalb testen wir in China“, sagt Müllers Mitarbeiter, der auf dem Rücksitz die elektronischen Daten des Fahrzeugs überwacht.
Erkennt das System, dass es an seine Grenzen stossen wird, beispielsweise wenn sich der Stau auflöst oder die Autobahn endet, ertönt ein Signal und die Anzeige im Cockpit ändert sich: die Tachoscheiben sind nun rot umrandet, es blinkt die entsprechende Warnmeldung auf. Der Fahrer hat nun zehn Sekunden Zeit, das Steuer wieder zu übernehmen, bevor das Fahrzeug automatisch eine kontrollierte Bremsung einleitet und zum Stillstand kommt. Unabhängig davon kann der Fahrer jederzeit das Steuer übernehmen und das System auch wieder abstellen.

Thomas Müller (li) in der Teambesprechung: Welche Erfahrungswerte haben die Testfahrer während der Fahrten gesammelt?
Um den Staupiloten optimal auf die Bedürfnisse des asiatischen Marktes anzupassen, arbeiten die deutschen Entwickler seit Oktober 2014 eng mit den chinesischen Kollegen des Audi Forschungszentrums in Peking zusammen. Seit kurzem ist das deutsche Team persönlich in Shanghai vor Ort, um die Bedingungen live zu testen und den Systemen den letzten Schliff zu geben. Ein Aufwand, der sich gleich doppelt lohnt: Mehr als fünfzig Journalisten haben während der CES Asia 2015 die Möglichkeit, mit einem der Fahrzeuge mitzufahren und den Staupiloten live zu erleben. Die praktischen Erkenntnisse während dieser Fahrten fließen direkt in die Serienentwicklung der bisherigen Technologien ein.
Mehr Informationen zum Audi Staupiloten und viele Fotos der Aktion im Rahmen der CES Asia finden Sie in unserer Pressemappe.


