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Interview: Cleverer Energiespeicher im R18 e-tron quattro

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Thomas Laudenbacher

Thomas Laudenbach ist für die Entwicklung des Schwungrads verantwortlich

Herr Laudenbach, im Audi R18 e-tron quattro wird rückgewonnene Energie nicht in einer Batterie gespeichert, sondern in einem sogenannten Schwungrad. Also in einer Masse, die in einem Vakuum rotiert und Energie blitzschnell aufnehmen und wieder abgeben kann. Was macht den Schwungmassenspeicher so besonders?

Mit unserer Energiespeicher-Technologie heben wir uns deutlich von unseren Wettbewerbern Porsche und Toyota ab. Wir sind davon überzeugt, dass das Schwungrad in unserem Fall die beste Technologie ist. Das hängt natürlich auch davon ab, dass wir in einer anderen Klasse fahren, nämlich seit diesem Jahr in der 4-Megajoule-Klasse. Der Schwungmassenspeicher hat eine sehr positive Charakteristik: Er kann Energie extrem schnell aufnehmen und wieder abgeben. Wir sind also in der Lage, mit sehr hoher Leistung zu fahren. Wenn wir derart hohe Leistungen mit einer Batterie fahren wollten, würde unser Speichermedium wesentlich schwerer ausfallen. Wir haben sicherlich das leichteste System im ganzen Feld.

Wie funktioniert die Schwungrad-Technologie genau?

Es gibt ein großes Steuergerät, das nahezu das gesamte Fahrzeug koordiniert. Wenn wir also beispielsweise zu bremsen beginnen, gibt das Steuergerät der vorderen E-Maschine die Anweisung, dass sie rekuperieren soll, also Energie rückgewinnen. Einfach gesagt: Wir nehmen an der Vorderachse Strom ab. Dabei wird kinetische Energie, also Bewegungsenergie, in elektrische Energie umgewandelt. Die schicken wir anschließend zum Schwungmassenspeicher, wo sie den Rotor im Schwungrad beschleunigt. Die Bremsenergie liegt also jetzt in einer Masse, die sehr schnell rotiert.

Audi R18 e-tron quattro

Audi tritt auch 2015 mit dem R18 e-tron quattro bei den 24 Stunden von Le Mans an

Soweit der Bremsvorgang. Nach der Kurve tritt der Fahrer jedoch wieder aufs Gas…

Exakt. Dadurch gibt die Software völlig automatisiert einen elektrischen Boost frei, der das Auto beschleunigt. Wir bremsen die Schwungmasse herunter und schicken den dadurch erzeugten Strom zurück an die Vorderachse. Dort wandelt die E-Maschine den Strom wieder in kinetische Energie um und treibt die Vorderräder an. Das alles passiert innerhalb von Millisekunden. Im Detail betrachtet ist das absolut High-Tech.

Audi setzt bereits im vierten Jahr auf den Schwungmassenspeicher. Was hat sich seitdem getan?

Wir sind zum Beispiel in diesem Jahr von der 2-Megajoule- in die 4-Megajoule-Klasse aufgestiegen. Und wenn ich mehr Energie abgeben will, muss ich natürlich auch mehr rückgewinnen. Wir haben das grundlegende technische Konzept des 2014er-Autos übernommen, aber eigentlich jedes Bauteil angepasst. Um die zusätzliche Energie einsetzen zu können, haben wir die Drehzahl des Schwungrades von 40.000 auf 45.000 Umdrehungen erhöht. Denn je schneller eine Masse rotiert, desto mehr Energie hat sie inne. Wir haben also die guten Ansätze übernommen, aber auch sehr viel erneuert. So haben wir es seit 2012 jedes Jahr getan. Dieses Jahr war es aber ein verhältnismäßig großer Schritt.

Die Hybrid-Technologie spielt also eine entscheidende Rolle im Audi R18 e-tron quattro. Trotzdem ist für den Löwenanteil der Leistung auch in diesem Jahr der TDI-Motor verantwortlich.

Absolut richtig. Nach wie vor spielt der Verbrennungsmotor eine dominierende Rolle. Früher hatte das Auto nur ein Herz, das war der Verbrennungsmotor. In den vergangenen Jahren hat der Hybrid-Antrieb allerdings immer mehr an Bedeutung gewonnen. Deshalb haben wir heute zwei Herzen im Auto. Die sind allerdings perfekt aufeinander abgestimmt und bilden so wiederum eine Einheit.

Alle Informationen rund um die 24 Stunden von Le Mans finden Sie hier.


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