
Gedämpfte Lounge-Musik schallt aus unsichtbaren Lautsprechern. Eine Treppe aus Beton mit Glasgeländer führt in den ersten Stock. Rote Scheinwerfer bestrahlen weiße Pfeiler. Eingerahmt wird alles von trapezförmigen Panoramafenstern. Die gesamte rechte Wand der Audi City wird von Videowänden gebildet, auf denen verschiedene Fahrzeuge zu sehen sind. “Können Sie mir das noch einmal auf die Leinwand bringen”, fragt ein Mann. Etwas verlegen blickt er in Richtung der Mitarbeiterin, die ihn berät. Mit drei Fingern tippt Nina Faudt, Audi Guide in der Audi City, auf den Bildschirmtisch, den „Multitouch Table“, und führt eine wischende Bewegung aus. Plötzlich erscheint das Auto nahezu in Echtgröße auf einer der raumhohen Videoleinwände. Der vom Gast gerade noch nach seinen Vorstellungen konfigurierte Audi ragt nun vom Boden bis fast zur Decke. „Jetzt können Sie sich Ihren Audi aus allen Blickwinkeln ansehen,“ sagt Faudt.
Die Videoleinwände, sogenannte Powerwalls, bestehen jeweils aus 16 Videowürfeln und sind eines der Kernelemente der Audi City. Insgesamt bedecken die virtuellen Projektionsflächen der Audi City Berlin rund 87 m2 Fläche. Auf ihnen können sich die Besucher ihren selbstgestalteten Audi in einem Maßstab anschauen, der fast der Originalgröße entspricht. Dafür müssen sie das Auto zunächst an einem der „Multitouch Tables“ genannten Bildschirmtische konfigurieren, die Bedienung erfolgt dabei intuitiv per Touchscreen. Über mehrere Menüs kann sich der Besucher sein Auto gestalten, im Anschluss wird das fertige Modell auf die Videowand projiziert – inklusive aller Details des Ex- und Interieurs. Desweiteren können sie mittels Körpersteuerung alle Modereihen erkunden. „Eine Kamera an der Decke erkennt, wenn der Besucher auf einer bestimmten Position steht. Durch Schritte nach links und rechts kommt Leben ins Bild,“ sagt Faudt. „Türen und Kofferraum öffnen sich, eine Proberunde mit dazugehörigem Motorsound wird gefahren, die Verbrauchswerte angezeigt oder der Motor in Großaufnahme dargestellt.“
Im Februar 2014 hat Audi den virtuellen Verkaufsraum in Berlin eröffnet. Immer mehr Menschen leben in der Stadt, daher wollte die Marke “einen Schritt auf die Kunden zugehen”, sagt Nina Faudt. Der Platzmangel im Zentrum der Hauptstädte hat bei den Ingolstädtern zum Umdenken geführt. Anstatt alle Autos real auszustellen, entschloss man sich für ein virtuelles Schaufenster. “Nur noch reinkommen und schauen, das reicht nicht mehr, die Ansprüche an eine Premiummarke sind hoch”, sagt Faudt. In der Audi City werden lediglich vier Modelle reell ausgestellt, diese und alle anderen Audis kann der Besucher virtuell erleben.
Das verändert das gesamte Erlebnis, erklärt Faudt: “Es ist für uns eine Herausforderung, die Brücke zwischen Realität und virtueller Welt zu schlagen.” Zu diesem Zweck gibt es zum Beispiel Lederexponate und Lackbeispiele. Der Besucher soll erleben, wie sich seine Sitze anfühlen, wie die Außenfarbe seines Autos in unterschiedlichen Lichtverhältnissen wirkt. Bei Interesse kann auch eine Probefahrt vereinbart werden. Neben Berlin gibt es zwei weitere Audi Citys in London und Peking. “Wir wollen in den Metropolen Kundenähe und Begeisterung für die Marke schaffen, die spontan stattfindet”, sagt Faudt. Deshalb liegt die Audi City auch am Kurfürstendamm, eine der bekanntesten Straßen Berlins. Die Audi City Berlin sorgt aber nicht nur für Staunen bei den zahlreichen Touristen, die den Ku’damm erkunden. Auch Kunden kommen hier auf schnellstem Weg zum Traum-Audi.
Wenn ein Kunde vor Ort einen Audi kaufen möchte, kommen die Audi Experts ins Spiel. „Wir sprechen mit den Käufern in der sogenannten Customer Private Lounge dann detailliert über Finanzierung und Vertragsdetails und beantworten natürlich letzte Fragen“, so Denis Rolke, der seit 2011 bei Audi arbeitet und das Erlebnis Audi City Berlin von Beginn an mitgestalten konnte. Audi Guide Nina Faudt ist überzeugt, dass zukünftig immer mehr digitale Mittel beim Kundenkontakt zum Einsatz kommen. Bei über vierhundert Millionen Konfigurationsmöglichkeiten am Bildschirm wird schnell klar, dass die Modellvielfalt der Vier Ringe nicht mehr in einem normalen Autohaus Platz finden kann. Faudt ist auch deshalb überzeugt, weil sie die Resonanz der Besucher und Käufer erfährt. “Bei uns in der Audi City schauen alle Altersklassen gerne vorbei. Die jüngere Generation hat keine Berührungsängste. Ältere tun sich manchmal etwas schwerer und wir helfen gerne. Oftmals sind es dann aber gerade die, die im Nachhinein ein große Begeisterung für die neuen technischen Möglichkeiten aufbringen”, so Faudt.
Eines wird beim Besuch der Audi City Berlin klar: Das Konzept ist ein wichtiges Innovationslabor für digitale Technologien im Vertrieb. In Zukunft können Audi-Händler einzelne Module wie zum Beispiel die berührungsempfindlichen „Multitouch Tables“ oder die „Customer Private Lounge“ für Beratungsgespräche in ihr Autohaus integrieren. Sogar die „Powerwalls“ sind beim Händler denkbar. Für noch mehr Vorsprung durch Technik – schon beim Autokauf.