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Premiere: Der neue Audi RS 3 Sportback ist das erste Modell unter der Regie von Heinz Hollerweger
„Ein Porträt über mich? Aber bitte was Schräges!“ Das ist Heinz Hollerweger. Immer ein Spruch auf den Lippen. Immer etwas spitzbübisch. Und mit großer Leidenschaft für extreme Autos. Bei der quattro GmbH ist er damit genau richtig: Der neue Audi RS 3 Sportback, der 2015 auf den Markt kommt, ist das erste Modell unter seiner Regie.
Keine andere Rennstrecke ist so anspruchsvoll wie die Nordschleife: 20,8 Kilometer, 73 Kurven und 290 Meter Höhenunterschied. Der Eifel-Kurs gilt als Königsdisziplin im Rennsport und bietet ideale Bedingungen für Erprobungsfahrten. Die quattro GmbH ist mehrmals im Jahr vor Ort. Wie jüngst mit dem Audi RS 3 Sportback. Mit dabei: Der neue quattro-Chef Heinz Hollerweger.
Helm auf – und ab auf die Piste. Hollerweger startet den Motor, der Fünfzylinder klingt souverän, dann beschleunigt das Auto rasant, nimmt die ersten Kurven Richtung Hatzenbach, verschwindet in der Senke und biegt ein zum Streckenabschnitt Flugplatz. Der getarnte Prototyp ist schon ganz nah an der Serienversion, nur wenige Feinheiten müssen noch abgestimmt werden. Vor allem aber findet auf der Nordschleife ein ganz spezieller Dauerlauf statt: 8.000 Kilometer muss der RS 3 Sportback auf dem Nürburgring zurücklegen, eine enorme Belastung im Zeitraffertempo. Dann erst darf er auf die Straße.
„Für mich ist so eine Fahrt ein absolutes Privileg, eine ganz besondere Facette meines Traumberufs“, sagt Hollerweger, während die Drehzahlmessernadel auf 6.000 Umdrehungen schnellt und am Seitenfenster die Eifellandschaft vorbeifliegt. Normalerweise übernehmen Entwickler und Rennfahrer die Testfahrten. Heute sitzt der Chef persönlich hinterm Steuer.
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Chefsache: Hollerweger setzt sich in der Testsaison auch mal selbst ans Lenkrad
Hollerweger kennt die Grüne Hölle noch von den Anfängen seiner Karriere: „Als junger Ingenieur habe ich hier einen Fahrerlehrgang gemacht, durfte erste Abstimmungsfahrten übernehmen, das war für mich absolut faszinierend. Später hat es mich nur noch selten hierher verschlagen. Umso schöner ist es, jetzt wieder da zu sein.“
Hollerweger ist Vollblut-Audianer. Mit seinen 61 Jahren hatte er noch nie einen anderen Arbeitgeber. Nicht einmal einen Abstecher nach Wolfsburg gab es. Immer Audi. Er kennt und liebt die Marke. „Die Faszination hat mich nicht mehr losgelassen, die Begeisterung für die Marke, die Menschen. Irgendwann wollte ich nicht mehr weg.“
Seit April 2014 ist „Holli“, wie ihn Kollegen und Mitarbeiter liebevoll nennen, nun Chef bei der quattro GmbH. Knapp 15.000 Autos hat die hundertprozentige Tochterfirma der AUDI AG im vergangenen Jahr verkauft, insgesamt sieben neue RS-Modelle allein in den zurückliegenden 24 Monaten auf den Markt gebracht. Dabei ist die quattro GmbH eine richtige Automobilfirma, mit allen relevanten Abteilungen. „Für mich ist es eine wunderbare Aufgabe und gleichzeitig eine ganz neue Erfahrung, für ein ganzes Unternehmen verantwortlich zu sein. Hier laufen alle Fäden zusammen, von der Entwicklung bis zum Vertrieb.“
Für die quattro GmbH hat Hollerweger schon konkrete Ziele: Er will das Unternehmen zu einem Innovationslabor machen. „Wir haben hier die Chance, neue Motoren und Technologien als Vorreiter und Pioniere einzusetzen und diese Erfahrungen dann auch auf die Volumenmodelle von Audi zu übertragen.“ Dabei kommt der quattro GmbH ihre langjährige Kleinserienkompetenz zu Gute. „Unsere Kunden wollen echte Technologie, keine Massenprodukte“, erklärt Hollerweger. Auch in Sachen Internationalisierung will er die quattro GmbH weiter nach vorn bringen. „In Zukunft wollen wir unsere globale Präsenz stärken und mehr RS Modelle auf mehr internationalen Märkten anbieten. Besonderes Potenzial sehen wir in China, USA, Russland und Middle East.“
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Testlabor Grüne Hölle: 8.000 Kilometer muss der RS 3 Sportback auf der Nordschleife zurücklegen
Hollerweger gibt gerne Gas – beruflich wie privat. Und seine Interessen beschränken sich nicht nur auf Pferdestärken und Drehmomente. In seiner Freizeit beschäftigt er sich viel mit Literatur. Er schreibt sogar selbst: seine Lebensgeschichte zum Beispiel oder Gedichte über das Leben und die Liebe. „Das sprudelt dann einfach so aus mir raus.“ Und dann ist da noch seine Begeisterung für Architektur. „Ich bin in meinem Leben über 22 Mal umgezogen“, rechnet Hollerweger vor. Insgesamt hat er sechs Häuser gebaut, alle selbst entworfen – mit Partnern, die seine ausgefallenen Ideen umgesetzt haben. Schräge Flächen zum Beispiel, eine außergewöhnliche Hausfassade oder einen besonderen Erker.
Die erste Runde auf der Nordschleife ist gefahren. Wie es war? „Geil!“, sagt Hollerweger, als er aus dem Auto steigt. „Die Herausforderung beim RS 3 Sportback war es, etwas sehr, sehr Gutes noch besser zu machen. Den Motor haben wir in puncto Drehmomentaufbau und auch in der Leistung verfeinert. Das Auto ist präziser geworden, ohne jene Ecken und Kanten zu verlieren, die so ein RS-Modell immer haben muss.“
Nach 24 Stunden am Ring macht sich Hollerweger auf die Heimfahrt. Sein Dienstwagen ist ein Unikat. Ein RS 7 Sportback mit aufwendiger Beklebung, gelben Blitzen, „Hollerweger-Autogramm“ und einem Spoiler, der bei voller Fahrt ausfährt und einen Schriftzug freilegt: „… leider geil!“ „Kein gewöhnliches Auto!“, schmunzelt Hollerweger. In der Tat.
Der Text ist im aktuellen Audi-Technologiemagazin erschienen, das weitere spannende Einblicke in die verschiedenen Technologiethemen bei Audi liefert. Auf Scribd können Sie sich das komplette Magazin herunterladen.