
Zu Hause über die Arbeit erzählen? Das geht fast gar nicht. Wer im Vorseriencenter arbeitet, verpflichtet sich zur absoluten Geheimhaltung. In ihr markantes Gebäude in der Technischen Entwicklung und in den Karosseriebau des Vorseriencenters in Ingolstadt gelangt man nur mit einem speziellen Ausweis. Es herrscht strengstes Fotoverbot. Hier entstehen Konzeptfahrzeuge, Prototypen und Vorserienfahrzeuge. Das Vorseriencenter (VSC) bringt neue Modelle erstmals auf die Straße – und macht damit die Erprobung durch die Entwickler erst möglich.
„Wir bauen Autos, über die in den Medien bestenfalls spekuliert wird“, sagt Harald Kreitmeier. Seit fast 25 Jahren arbeitet er in der Pilothalle, er hat bereits die Prototypen für den ersten Audi TT zusammengeschweißt. „Bei uns entsteht noch ein großer Teil in Handarbeit“, erzählt der 47-Jährige. Während in der späteren Serienfertigung fast alles die Roboter übernehmen, werden im Prototypenbau viele Einzelteile per Hand zu Baugruppen zusammengefügt. Das erfordert viel Erfahrung und handwerkliches Geschick. Doch auch Roboter sind im Einsatz, denn: Schon viele Monate, bevor neue Modelle in die Serie gehen, werden die Prototypen unter serienähnlichen Bedingungen aufgebaut und analysiert.
Kollegen aus dem Vorseriencenter und aus der Serienfertigung arbeiten eng zusammen, kommen gemeinsam Problemen auf die Spur – und ermöglichen einen möglichst reibungslosen Anlauf. Fachleute aus Entwicklung und Produktion arbeiten im VSC in Ingolstadt unter einem Dach eng zusammen. Bis vor zehn Jahren gab es eine klare Trennung: Konzeptfahrzeuge und Prototypen entstanden im Versuchsbau der Technischen Entwicklung, Vorserienfahrzeuge in der Pilothalle der Produktion. Bei der Entstehung des zweiten Audi TT probte ein Projektteam aus beiden Geschäftsbereichen erstmals die enge Vernetzung. 2006 entstand das Vorseriencenter, das beiden Vorstandsressorts unterstellt ist.
In den Werkstätten bauen die Mitarbeiter die Prototypen an High-Tech-Hebebühnen auf, in Teams aus sieben Personen. Außerdem proben sie für die Serienfertigung den Aufbau an Gehängebändern, fast wie in der „normalen“ Montage. „Die Hochzeit – also die Verschraubung von Fahrwerk und Karosserie – dauert hier noch fast 40 Minuten“, sagt János Szeder. Er ist mit mehreren Kollegen aus der Serienfertigung in Győr für einige Wochen zur Einarbeitung nach Ingolstadt gekommen. „Die Erfahrungen aus dem Prototypenbau nehmen wir mit nach Ungarn.“ Mittlerweile sind die TT längst nicht mehr im Vorseriencenter zu finden, in Györ fahren bereits die Vorserienmodelle vom Band. Woran dann aktuell in den geheimen Werkstätten in Ingolstadt gearbeitet wird? Top Secret!